"Bevor ich sterbe" von Jenny Downham
Schon jahrelang wollte ich dieses Buch in den Händen haben und hatte dabei relativ hohe Erwartungen, da der Klappentext vielversprechend war.
Die 16-jährige Tessa leidet an Leukämie - doch hat sich mit dem Sterben schon abgefunden. Ihr ist jedoch sehr wichtig, eine Liste von Dingen zu erledigen, die sie vor ihrem Tod schon immer einmal machen wollte.
Drogen nehmen, berühmt sein, Sex... Tessa will sie alle von ihrer Bucket-List abgehackt haben. Dann trifft sie Adam und ihre gezählten Tage haben eine andere Bedeutung bekommen. Aber darf man lieben, wenn man stirbt?
Meine Bewertung: 🌟🌟 1/2
Ich wollte wirklich, dass mir das Buch gefällt. Das Thema ist ernst und dass Tessa ihre Lage akzptiert hat, fand ich wirklich bemerkenswert und furchtlos. Doch der Rest von ihrem Charakter war mir einfach viel zu wild und oberflächig.
Mir gefällt die Vorstellung, das Leben bis zur letzten Minute geltend zu machen und es in vollen Zügen - soweit möglich- zu genießen. Doch Tessas Umsetzung, bzw. die Weise, die die Autorin ihr mitgegeben hat, war viel zu aufdringlich und ignorant ihrer Familie und Freunden über. Ich glaube, dass ihr kleiner Bruder und ihr Vater die einzigen Charaktere im Roman waren, die mir wirklich sympatisch werden konnten, denn man spürte förmlich, wie der baldige Verlust ihnen das Herz brach und Tessas Kontrollverlust ihn fertig machte. Ganz anders bei Tessas Mutter und ihrer besten Freundin. Beide zeigten über die Zeit wenig bis garkeine Interesse and der Krebskranken, sondern beschäftigten sich mit belanglosen Sachen ohne richtige Entschuldigung. Selbst wenn am Ende rauskommt, was mit ihrer Freundin los ist, kam mir das die Ausrede der Autorin für all die Ignoranz vor. Ich empfand keine Sympatie für die beiden und konnte generell sehr schwer die anderen Charaktere nachempfinden.
Die 2,5 Sterne stehen vor allem für die durchgehende Mühe, die ihr Vater an den Tag legt, um es Tessa so schön wie möglich zu machen. Er geht an seine Grenzen, um ihr alles geben zu können, was sie wohl erst am Ende wertzuschätzen weiß. Es ist schon am Anfang des Romans klar, dass Tessa sterben wird und ich muss sagen, dass mich das Ende dann doch härter getroffen hat, wo es wirklich dazu kam. Adam, der eine sehr bedeutende Rolle in ihrem kurzen Leben gefunden hat, war die Art Junge, die sich wohl jeder als Partner gewünscht hätte.
Die Art, mit der er Tessa bis zur letzten Sekunde und vor allem in intimeren Momenten behandelt hat, war genau richtig. Er hat ihr nie das Gefühl geben, dass sie "die Kranke" ist und hat, was mir vor allem zu Herzen ging, sie nicht anders angesehen und angefasst, als er ihren ausgemagerten und kranken Körper sah. Ich glaube, dass es das ist, was so viele Kranken fürchten. Dass sie als "widerlich" und "zerbrechlich" gelten und es tut mir jedes Mal weh, das in Büchern zu lesen. Aber Adam meistert das alles mit so viel Liebe, sodass Tessa wirklich in Frieden sterben konnte.
Das ist kein Spoiler, übrigens. Es wird direkt klar, dass sie sterben wird und der Roman erzählt sozusagen von ihren Vorbereitungen, Hoffnungen und Wünschen.
Trotzdem bin ich kein Fan von der Umsetzung und hätte mir von der Autorin gewüscht, Tessa nicht so flach beschreiben und handeln zu lassen. Ich habe auf keinen Fall einen romantisierten Roman erwartet, indem alles toll abläuft. Der Tod ist nicht zu romatisieren, er und das langsame Sterben wurden meiner Meinung nach realistisch dargestellt. Es war interessant zu lesen und traurig, den schwächelnden Prozess der Protagonistin mitzuverfolgen. Deshalb nur die Hälfte der Sterne.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen